Ausgepowert? Psychisch angeschlagen?

Wir sind daran, psychisch und physisch kaputt zu gehen. Wir, das sind viele von uns. Bis zu einem Drittel der Bevölkerung ist gemäss Bundesstatistik von einer psychischen Krankheit betroffen.

Wir wissen, dass

  • immer öfter Schulkinder den Schulbesuch verweigern.
  • sehr viele Kinder und Jugendliche psychologische Betreuung und Hilfe brauchen.
  • in den Alters- und Pflegeheimen viel zu viele Psychopharmaka verabreicht werden.
  • Erziehende und Betreuer:innen von Kindern erschöpft sind und Misshandlungen viel zu häufig sind.
  • Eltern sich über schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Kinderbetreuung beklagen.
  • in den Kinderkrippen und Kinderhorten zu viele Praktikant:innen ausgebeutet werden.
  • Jugendliche häufig durch die Lehrabschlussprüfungen fallen .
  • in den Ausbildungsbetrieben Zeit und Fachpersonal für die Lernenden fehlen.
  • Es an Pflegepersonal mangelt. Es an gut ausgebildetem Personal fehlt. Die Spitex überlastet ist.
  • in den Heimen und Spitälern und bei der Spitex Fach- und Betreuungspersonen fehlen, die Zeit für die zu behandelnden hilfsbedürftigen Patient:innen haben.
  • in der Betreuung von Flüchtlingen und Asylbewerbern vieles im Argen liegt, bis hin zu Gewalt und mangelnder Infrastruktur in den Institutionen für unbegleitete jugendliche Asylsuchende.
  • Arbeitnehmer:innen sich über die fehlenden Lohnerhöhungen, Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und steigenden Zeitdruck beklagen.
  • Kund:innen sich über lausige Dienstleistungen beklagen.
  • Die Schweiz einen Fachkräftemangel beklagt.
  • Arbeitnehmer:innen am Arbeitsplatz gestresst sind und auch arbeiten gehen, wenn sie krank sind.
  • Burnout und Mobbing weiter zunehmen.
  • Chef:innen sich über mangelnde Leistungsbereitschaft ihrer Mitarbeiter:innen beklagen.
  • Psychopharmaka die am häufigsten bezogenen Medikamente in der Schweiz sind.
  • Es aber lange Wartelisten für Betreuungs- und Therapieplätze gibt.

Fällt Ihnen etwas auf?

Je weniger leistungsstark jemand ist, je schwächer jemand ist, desto weniger Aufmerksamkeit und Ressourcen bekommt er oder sie. Ob Kinder oder Alte, Ungebildete oder Misshandelte, körperlich oder psychisch Kranke, Arbeitnehmer:innen in einem Abhängigkeitsverhältnis, Frauen die Angehörige / Nachbar*innen unterstützen – sie alle sind uns nichts wert.

Statt dass wir unseren schweizerischen Reichtum und Wohlstand dafür einsetzen, dass alle ein weniger gestresstes und erfüllteres Leben haben können, sparen unsere Politiker:innen an allen Ecken und Enden. Privat sind wir im Dauer-Wettbewerb mit ganz vielen andern. Die tägliche Informationsflut aus aller Welt und allen Kanälen gaukelt uns vor, allen andern gehe es finanziell, gesundheitlich und psychisch besser.

Wir glauben ein Recht zu haben auf ein langes, glückliches, gesundes Leben ohne Sorgen, ohne Verluste, ohne Trauer, ohne Schmerzen, ohne Leiden, ohne Unsicherheit. Wenn unsere Erwartung nicht erfüllt wird, empören wir uns und suchen den oder die Schuldigen. Wir fühlen uns schlecht behandelt durch Pandemie, Krieg und Klimaentwicklung – und sind dauerempört und suchen nach Schuldigen.

Statt das Leben als das zu nehmen, was es ist, nämlich ein Abenteuer mit ungewissem Verlauf und Ausgang, fordern wir ein, was wir glauben, was uns zusteht. Wenn jemand neben uns strauchelt, schwach ist, traurig ist, verwirrt ist, verzweifelt ist – bleiben wir in unserem Rennen um das Glück nicht stehen und stehen ihm oder ihr bei. Nein, denn wir haben genug mit uns selbst zu tun und es gibt immer noch viele, die schon weiter vorne, weiter oben sind. Dann reisen wir mal schnell weg oder kaufen uns was Neues – man gönnt sich ja sonst nichts. Wir strampeln im Hamsterrad – und merken nicht, dass wir uns selbst kaputt machen.

Auch Sie haben nur ein Leben, nutzen Sie es.

  • halten Sie inne
  • reduzieren Sie bei Konsumgütern, was Sie nicht glücklich macht
  • kaufen Sie nur das Notwendigste ein
  • recyceln und flicken und tauschen Sie – so sparen Sie Geld und müssen weniger Geld verdienen
  • nehmen Sie sich analoge Zeit für sich und Ihre Mitmenschen
  • hören Sie auf, sich Dauer-zu-Empören und verändern Sie, was Sie verändern können
  • hören Sie auf, andere zu beschuldigen, machen Sie selbst einen ersten kleinen Schritt
  • hören Sie auf, zu glauben, sie sind bloss hilfloses machtloses Opfer
  • hören Sie auf, zu glauben, wenn Sie sich genügend anstrengen, werden auch Sie reich werden – Sie werden bloss ausgebeutet
  • stehen Sie sich selbst und andern bei, kümmern Sie sich um Ihre Nächsten
  • wehren Sie sich, gemeinsam mit Andern und für Andere
  • tun Sie sich mit Gleichgesinnten zusammen
  • werden Sie in Selbsthilfe, Vereinen und Politik aktiv
  • gehen Sie abstimmen und wählen
  • helfen Sie konstruktiv mit, unsere Gesellschaft zum Positiven zu verändern
  • tun Sie nur soviel, wie Ihnen und Ihren Liebsten gut tut

Gehen Sie langsam und Schritt um Schritt, dann entfaltet sich der Weg unter Ihren Füssen.